Die Streuobstwiese

Streuobstwiese

Auf Streuobstwiesen stehen verschiedene Obstbaumarten. Sie erscheinen uns als wären sie eher zufällig über die Wiese verstreut, daher der Name.
Die unterschiedlichen Arten, meist Hochstämme, oft verschiedener Altersklassen, stehen in unregelmäßigen Abständen zueinander.

Streuobstwiese
Streuobstwiese

Es sind keine Plantagen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie intensiv bewirtschaftet werden. Oft sind es in Plantagen Halb – oder Niederstämme und der Boden wird mechanisch oder chemisch von Bewuchs frei gehalten, manchmal gibt es Rasenstreifen.

Geschichte der Streuobstwiesen

Im 18. Jahrhundert wurde die ländliche Bevölkerung noch kurfürstlich verordnet zur Anpflanzung von Obstbäumen verpflichtet. Die angepflanzten Obstbäume mussten gepflegt und für ihre Erhaltung gesorgt werden. Einfuhren von Obst sollten vermieden und Ausfuhren gefördert werden.

Alter Obstbaumbestand Dorfkern
Alter Obstbaumbestand Dorfkern

Während sich der Anbau zunächst auf Klöster-, Haus- und Grasgärten beschränkte, wurden es im 19. Jahrhundert auch Bestände an Wegrainen und auf ungenutzten Ackerflächen (Quelle: Broschüre Streuobst in Nordhessen, NABU Deutschland Kreisverband Schwalm-Eder e.V., 1992).

1937 gab es eine sogenannte ` Entrümpelungsverordnung`. Der hochstämmige Obstbau mit Unternutzung wurde abgewertet und es gab sogar Rodungsprämien. Die einzige Form des Obstbaus und die wirtschaftlichste sollte eine mit engräumigen Niederstammkulturen sein. Ca. 90% aller Streuobstbestände wurden seit dieser Verordnung vernichtet. Sie wurde erst 1970 wieder aufgehoben. Durch die Rodungen ging allein in Hessen die Zahl der Streuobstbäume von ca. 3,5 Millionen im Jahr 1965 auf 1 Million im Jahr 1988 zurück (Quelle: Broschüre Lebensraum Obstwiese, Naturschutzzentrum Hessen e.V., 1988).

Streuobstwiese als Lebensraum

Den Lebensraum Streuobstwiese hat der Mensch geschaffen. Durch extensive Bewirtschaftung konnten sich die Tier – und Pflanzenwelt ideal aneinander anpassen. Für manche Arten ist es sogar der letzte Rückzugsraum.

Unterschiedliche Obstbaumarten
Unterschiedliche Obstbaumarten

Schon Obstbaumpflanzungen von 20 Hochstammbäumen erzielen einen ökologischen Effekt. Sie erreichen allerdings erst nach 20 – 30 Jahren ihre volle Funktion was die Ökologie betrifft. Alte Streuobstbestände können bis zu 3000 Tierarten aufweisen, wenn die Mindestgröße 3 ha ist.

Die Tierwelt der Obstwiesen

Insekten und deren Larven, hier besonders die Schmetterlingslarven, nutzen die Baumkrone als Lebensraum. Hier ist es schattig, Blätter und Blüten dienen als Nahrung und in einer extensiv bewirtschafteten Streuobstwiese herrscht ein ökologisches Gleichgewicht. Nützlinge und Schädlinge halten sich die Waage.
Aber auch der Stamm mancher alten Obstbäume ist ideal für viele Insekten, die hier Nischen oder Höhlen vorfinden. Besonders im Holz lebende Käferlarven, aber auch Hummeln, Wildbienen, Wespen oder Hornissen kommen hier vor u.a.
Je nach geologischem Untergrund kommt eine gewisse Vegetation vor, die speziell angepassten Insekten Schutz und Nahrung bietet, wie den Heuschrecken, Wanzen, Ameisen.

Apfelblüte
Apfelblüte

Gleichzeitig trägt die Vielzahl an Insekten zur Bestäubung der Obstbäume bei.

Vogelarten einer Streuobstwiese

Bis zu 50 Vogelarten wurden auf manchen alten Streuobstwiesen gezählt. In vielen Beständen gibt es in den Stämmen alter Obstbäume Höhlen und Nischen, hier brütet z.B. der Steinkauz. Aber auch der in Nordhessen seltene Wendehals brütet in Baumhöhlen, ebenso Spechte, Kleiber u.a.
Typische Streuobstbewohner sind die Goldammer und der Baumpieper.
Am Boden brüten, falls Gebüsch vorhanden ist, Rotkehlchen, Nachtigall, Zilpzalp und Fasan. Turmfalke, Amsel, Singdrossel und Buchfink nutzen den Kronenbereich zum Brüten.

Rotkehlchen
Rotkehlchen

Die Vögel haben durch die hohe Anzahl an Insekten ein reichliches Nahrungsangebot. (Quelle: Broschüre Streuobst in Nordhessen, NABU Deutschland Kreisverband Schwalm-Eder e.V., 1992).

Säugetiere in und auf alten Obstbäumen

Fledermäuse leben in Baumhöhlen und auch die Siebenschläfer überwintern in Baumhöhlen und ziehen hier ihre Jungen auf.

Pflanzenvielfalt einer Streuobstwiese

Es kommt natürlich auf den geologischen Untergrund an, welche Pflanzen man vorfindet. Dadurch, dass Streuobstwiesen extensiv bewirtschaftet werden, findet man hier oft Pflanzen vor, die andernorts durch intensive Landwirtschaft und Pestizid Eintrag und Überdüngung verschwunden sind.

Pflege von Obstbeständen

Vorhandene Streuobstbestände müssen regelmäßig gepflegt, vertrocknete und abgestorbene Äste sollten entfernt werden. Manche umgefallenen Bäume, wenn sie nicht noch besiedelt sind, kann man entfernen und junge Bäume anpflanzen. Die Wiese unter den Bäumen kann 1mal im Jahr gemäht werden, wenn Pflanzen abgeblüht sind und Samen gebildet haben.
Auf Brachflächen sollten neue Streuobstbestände angelegt werden.
Kommunen können Baumpatenschaften vergeben. Hier können Menschen entweder einen Baum erwerben und für seine Pflege verantwortlich sein, dafür aber das Obst ernten. Oder man bezahlt für die Pflege eines Baumes und kann dann ernten.

Apfelernte
Apfelernte

Alte Obstbäume an Wegrändern müssen auch unbedingt gepflegt und für deren Erhalt gesorgt werden.
Wo das nicht bereits passiert ist sollten Streuobstbestände kartiert werden um einen besseren Überblick zu erhalten.
Auf jeden Fall aber müssen sie unter Schutz gestellt werden, damit Rodungen und nicht fachgerechte Nutzung verhindert werden.
In manchen Gemeinden gibt es Fördergelder für die Pflege und den Erhalt alter Streuobstbestände oder alter Obstbäume am Wegrand. Aber auch für das Anlegen von Streuobstwiesen.

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